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Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

"Passion Chirurgie" - Perioperative Medizin – das Gesamtkonzept muss stimmen 01/2024

Sehr geehrte Frau Kollegin,
sehr geehrter Herr Kollege,

erfolgreiche Chirurginnen und Chirurgen laufen immer Gefahr sich in der operativen Handlung zu verlieren. Der Rausch der Tat lässt - frei nach Friedrich Stelzner - oft nicht nur die wissenschaftliche Überprüfung des chirurgischen Tuns in den Hintergrund treten, sondern vergisst auch die individuelle Funktionalität des Patienten als finales Primat des wahren Erfolgs. Es reicht aber nicht aus, dass der Eingriff technisch einwandfrei erfolgt. Am Anfang wie am Ende steht der ganze Mensch.

Ein Schlüssel zum umfassenden und nachhaltigen chirurgischen Erfolg stellt eine aufmerksame und individuell angepasste perioperative Betreuung. Nachdem lange Zeit Finessen in der Eingriffstechnik im Vordergrund des Strebens nach Verbesserung standen, hat sich der chirurgische Blickwinkel mittlerweile gespreizt. Nach Fast-track und ERAS präsentieren sich mit der Prähabilitation und dem Entlassmanagement jetzt zwei weitere Aspekte im Fokus des operativen Erfolgs, die vom eigentlichen Kerngeschäft nur scheinbar weit entfernt liegen.

Prähabilitation konditioniert Physis und Psyche bereits vor dem Eingriff um einen größtmöglichen postoperativen Erfolg zu garantieren. Sie startet die Therapieschleife zu Hause. In Analogie zu üblichen Trainingseffekten scheint hier ein großes Potential zu liegen, auch wenn wissenschaftliche Vorteile zumindest für die Viszeralchirurgie noch nicht sicher erbracht sind.

Das Entlassmanagement wiederum schließt den Behandlungsbogen dann wieder mit der Rückkehr ins ambulante Umfeld. Dieser lange unterschätzte Schritt verdient eine deutliche Professionalisierung, da nichts dem genuinen Ziel der betroffenen Patienten mehr entspricht.

Doch keines der in diesem Thema vorgestellten Konzepte funktioniert ohne Personal. Die Pflegekrise – die wievielte Personalkrise im Krankenhaus ist das eigentlich? – ist untrennbar mit allen Fortschritten in der Chirurgie verbunden. Denn von echter Robotik, also dem Ersatz menschlichen Tuns, sind wir in unserem Fach noch weit entfernt.

In diesem Sinne lohnt sich die aufmerksame Lektüre der folgenden Artikel. Wir danken allen Autoren für Ihre wertvollen Beiträge.

Prof. Dr. med. Carsten J. Krones
Leiter BDC-Themen-Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Preusweg 94
52074 Aachen