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Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

Chirurgenkongress in Berlin – Wege aus der Personalkrise, Aufbruch in den Cyberspace-OP

Personalmangel in der Intensivpflege, fehlendes Assistenzpersonal im OP-Saal, zu wenig Nachwuchs: Was muss sich ändern, um die chirurgische Versorgung der Patienten dauerhaft sicherstellen zu können? Auch die Globalisierung stellt die Chirurgie vor neue Herausforderungen: Wie müssen sich die Fächer auf Medizintourismus, Migration, internationale Katastrophenmedizin und globale Vernetzung in der Forschung einstellen? Unter anderem über diese Fragen diskutieren Experten auf dem 135. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), der vom 17. bis 20. April 2018 unter dem Motto „Tradition – Innovation – Globalisierung“ in Berlin stattfindet. Darüber hinaus stehen neue Operationsverfahren, etwa in der personalisierten Gefäß- oder Tumorchirurgie, im CityCube auf dem Programm. Zudem entwerfen Experten eine Vision des digitalisierten Operationssaals im Jahr 2025.

Der globale Wettbewerb bringt Herausforderungen, aber auch Chancen. So wandern einerseits qualifizierte Chirurgen und Pflegekräfte aus Deutschland ins Ausland ab, andererseits gibt es hierzulande einen Zuwachs an Fachkräften mit Migrationshintergrund. Dies schafft dringend benötigte Kapazitäten, stellt aktuell aber auch viele deutsche Kliniken vor die Frage, wie ausländische Mitarbeiter am besten integriert werden können.

„Integration betrifft viele Aspekte“, erläutert DGCH-Präsident Professor Dr. med. Jörg Fuchs. „Bei Ärzten etwa rechtliche wie die Approbationsordnung, aber auch Sprache und Kultur.“ Vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels würden Lösungen – zum Beispiel in Form kompakter Schulungen und klarer formaler Regelungen – dringend benötigt. Auch die Landesärztekammern haben das erkannt und bereits verschiedene Konzepte vorgelegt. Denn: „Uns fehlt immer häufiger Pflegepersonal auf Intensivstationen und Assistenzpersonal im Operationssaal“, sagt Fuchs. „Wir fürchten, dass wir in Zukunft Operationen aufgrund von Engpässen verschieben müssen.“

Knapp werden dürfte es nach Einschätzung der Chirurgen auch bei der Besetzung künftiger Chefarztpositionen in der operativen Medizin. „In den nächsten Jahren werden sehr viele ältere Chirurgen in den Ruhestand gehen“, so Fuchs. Gleichzeitig berichten Kliniken schon heute über Schwierigkeiten, etwa Oberarztstellen mit geeigneten Bewerbern zu besetzen. „Die Chefarztpositionen müssen attraktiv genug gestaltet sein, um die besten Chirurginnen und Chirurgen zu gewinnen“, meint DGCH-Präsident Fuchs.

Dafür ist es längerfristig erforderlich, auch immer wieder genügend junge Ärzte für das Fach zu begeistern. Umfragen zeigen, dass manche von ihnen bereits im Praktischen Jahr wieder von der Chirurgie abspringen – nicht zuletzt, weil die operativen Fächer oftmals mit starken körperlichen Belastungen verbunden sind. Attraktive Arbeitsbedingungen und Förderprogramme für junge Chirurgen seien daher notwendig, so Fuchs.

Während sich die Situation mit Blick auf die humanen Ressourcen eher schwierig darstellt, bekommt die Chirurgie durch medizinisch-technische Innovationen positive Impulse. „Auf dem Kongress wird es verschiedene Sitzungen zu neuen Operationsverfahren, Hybridtechniken und Robotik geben“, berichtet Fuchs. Mit Spannung erwarten die Experten eine Veranstaltung zur „Digitalisierung in der Chirurgie – der OP-Saal 2025“. Sowohl Kliniker als auch Spezialisten für maschinelles Lernen werden Zukunftsvisionen entwickeln, wie künftig operiert werden könnte.

Wie schon in den Jahren zuvor, veranstaltet die DGCH auch in 2018 einen Benefizlauf, um die Öffentlichkeit für das Thema Organspende zu sensibilisieren. Alle Einnahmen aus dem Chirurgen-Wettbewerb gehen an den Verein Kinderhilfe Organtransplantation – Sportler für Organspende e.V. (KiO). Informationen zum Spendenkonto: http://www.chirurgie2018.de/organspendelauf.php

Zum Kongressprogramm: http://chirurgie2018.de/sitzungsinhalte.php