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Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

"Passion Chirurgie" - Notfallversorgung 09/2024

In einer Zeit, in der „Krieg“ und politischer sowie religiöser Extremismus in unserem Alltag immer präsenter werden, so ergeben sich auch in der Chirurgie neue Vorzeichen.

Im Rahmen der NATO-Verträge ist geregelt, dass Deutschland im NATO-Bündnisfall sogenanntes Aufmarschland ist und als Drehscheibe für bis zu 1 Mio. Soldatinnen und Soldaten der alliierten Kräfte die primär medizinische Versorgung übernehmen müsste.

Zudem ist in den letzten Jahren das Risiko von Terroranschlägen gestiegen. Damit erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass Chirurg:innen mit besonders schweren und komplikationsträchtigen Verletzungsmustern durch Schuss- und Explosionsverletzungen konfrontiert werden. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen bedarf es funktionierender Netzwerke, die im Bereich der Traumatologie bereits vor vielen Jahren durch die DGU installiert wurden (Traumanetzwerke) und auf die wir zurückgreifen werden können. Darüber hinaus bedarf es vermehrt differenzierter Fort- und Weiterbildung der Chirurg:innen.

Nicht nur in der Kriegsmedizin, sondern auch in den übrigen Bereichen der Medizin, so z. B. Sportmedizin bedarf es einer zunehmenden Spezialisierung, da hier, wie in anderen Fachgebieten auch, geschlechtsspezifische Merkmale wirksam werden und deren Erkennen für die Behandlung und Prävention wichtig sind.

Fortbildungsangebote werden zukünftig einen höheren Stellenwert auch für die Weiterbildung einnehmen. Daher ist große Sorgfalt nötig bei der inhaltlichen curricularen Gestaltung sowie einer besonderen Kontrolle der Ärztekammern, welche für die Qualität der medizinischen Fort- und Weiterbildung verantwortlich sind. Dass der Kontrollverlust der Ärztekammer über Inhalte der Notfallmedizin zu personellen Engpässen durch aufwendige und langwierige Fortbildungsprozeduren führen kann, zeigt das Berliner System der Fortbildungssystematik in der präklinischen Notfallmedizin, welches durch die Feuerwehr implementiert wurde.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.

Prof. Dr. med. Julia Seifert
Präsidiumsmitglied im BDC
Stellv. Leiterin Deutsche Akademie für Fort- und Weiterbildung des BDC
ABS-Expertin und Hygienebeauftragte Ärztin
Vorsitzende Interdisziplinäre Sektion Krankenhaus- und Praxishygiene der DGKH
Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
Unfallkrankenhaus Berlin