"Passion Chirurgie" - Hernienchirurgie im Wandel 01/2025
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Hernienfreundinnen und Hernienfreunde,
in den letzten Monaten hat sich durch die überaus eilige Umsetzung (der ursprünglich lang ersehnten) sektorengleichen Vergütung mit der Einführung der Hybrid DRGs vieles in der Deutschen Hernienlandschaft verändert. Der Grad der Verunsicherung der Patientinnen und Patienten, der Chirurginnen und Chirurgen und der Krankenhäuser und Praxen ist enorm. Wie die derzeitigen Probleme in der Hernienwelt mit den neu geschaffenen Hybrid-DRGs gelöst werden können, ist zum jetzigen Zeitpunkt fraglich. Bei der Erstellung dieser neuen Abrechnungsform wurden die Berufsverbände und Fachgesellschaften systematisch bei der Entscheidungsfindung übergangen. Die fehlenden Ausführungsbestimmungen und die seitdem notwendigen Nachjustierungen konnten auch nach knapp einem Jahr viele offene Fragen noch nicht beantworten.
Gibt es erneut gesundheitspolitische Fehlanreize? Ist die kostengünstige Materialauswahl nunmehr entscheidend und haben qualitativ hochwertige Produkte und Innovationen keine Chance mehr auf Anwendung? Wie können die jetzt politisch gewollten neuen Strukturen im Gesundheitssystem mit ambulanten OP-Zentren ohne finanzielle Unterstützung geschaffen werden? Gibt es mit der Krankenhausreform eine Planungs- und Rechtssicherheit? Alle diese Kontroversen wollen wir mit einem Artikel zu den Hybrid DRGs diskutieren.
Die neuen Hybrid DRGs haben auch Einfluss auf die chirurgische Weiterbildung. Wie könnte eine strukturierte chirurgische Weiterbildung in der Zukunft aussehen? Wer finanziert diese Weiterbildung für die nächste Generation der Chirurginnen und Chirurgen, wenn der ökonomische Druck für alle Beteiligten weiter anwächst?
Darüber hinaus wird in unserem Heft ein erstes Modellprojekt zur Verbundweiterbildung, die einen erfolgreichen Weg für die kommenden Jahre aufzeigt, mit einem ersten Erfahrungsbericht vorgestellt. Diese könnten beispielhaft auch für andere chirurgische Teilgebiete fungieren.
Kaum ein anderes Teilgebiet der Chirurgie zeigt in den letzten Jahren so vielfältige Innovationen auch mit neuen Operationstechniken wie die Hernienchirurgie. Diese betreffen vor allem die primären und sekundären Ventralhernien. Stehen diese neuen Operationstechniken und Innovationen mit den Gesundheitsreformen ebenfalls vor dem Aus? Mit einem weiteren Artikel geben wir einen aktuellen Überblick dazu.
Diese Beiträge lassen deutlich erkennen, wie notwendig eine Einbeziehung der Berufsverbände und Fachgesellschaften bei der zukünftigen Planung des Gesundheitswesens durch das Bundesministerium für Gesundheit ist.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und viel Kraft für ein neues Jahr.
Herzlichst Ihr/Euer
Ralph Lorenz
Dr. med. Ralph Lorenz, FEBS-AWS
1. Vorsitzender BDC|Landesverband Berlin
Hernienzentrum 3+CHIRURGEN
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel
lorenz@3chirurgen.de
Havelklinik Spandau
Medizinische Universität Brandenburg