"Passion Chirurgie" Wundversorgung 05/2025
Nahezu 1 Million behandlungsbedürftige Fälle von chronischen oder schlecht heilenden Wunden, Kosten für das Gesundheitssystem von geschätzt 8 Mrd. Euro werden als Belastung für das deutsche Gesundheitswesen bezeichnet. Der Wirtschaftsfaktor „Wunde“ führt laut statistischen Bundesamt zu einem geschätzten Umsatz von 175 Millionen Euro im Jahr für die verwendeten Produkte, mit steigender Tendenz.
Hinter jedem Behandlungsfall steht jedoch immer noch ein Mensch, der auf medizinische Hilfe und Versorgung, nicht selten im Tagesabstand angewiesen ist.
Chronische Wunden führen bei Patienten häufig zu einer massiven Einschränkung der Lebensqualität und zu einem partiellen Verlust der sozialen Teilhabe innerhalb unserer Gesellschaft. Die Gesamtheit der Heilberufe steht hier in einer besonderen Verantwortung.
Eine intensive stationäre Versorgung ist in Zeiten nicht refinanzierter überlanger Liegezeiten zunehmend die Ausnahme. Die ambulante Versorgung chronischer und ausgedehnter Wunden findet überwiegend im schon seit langem überlasteten ambulanten Bereich statt. Die Vergütung im vertragsärztlichen Bereich deckt nicht einmal im Ansatz Kosten für ärztliche Behandlungen im Wochen oder Tagesrhythmus ab.
Lösungen hierzu entwickelten die beteiligten Berufsgruppen zunehmend aus der Not heraus und wurden dann von der Politik aufgenommen. Nicht selten als eigene Erfolge präsentiert. Effektive Wundversorgung ist heute meist ein Zusammenspiel von stationärer und ambulanter Versorgung; sowie ärztlichen- und nichtärztlichen Therapeuten.
Die Überwindung und der Umgang mit diesen Schnittstellen stellt das Erfolgsrezept in der individuellen Versorgung von Wundpatienten dar. Der Themenschwerpunkt „Wunde“ nimmt diese Hürden aber auch Möglichkeiten in den Fokus. Wundversorgung aus ärztlicher Sicht, stets der Ausgangspunkt für die Behandlung, darf einerseits nicht unterschätz werden. Das Erkennen von zugrundeliegenden Erkrankungen, sei es aus den Gefäßchirurgischen oder anderen medizinischen und chirurgischen Bereichen, eröffnet erst eine substantielle Behandlung über die Lokaltherapie hinaus.
Andererseits führt nicht jede noch so anspruchsvolle Versorgung der Grunderkrankung zur sofortigen Abheilung der Wunde. Die Übergabe in den ambulanten Sektor und insbesondere in den nicht-ärztlichen Bereich ist die zweite unersetzliche Stufe der abschließenden Wundheilung.
Der Umgang mit Schnittstellen benötigt jedoch Vertrauen. Vertrauen in die Kompetenz des Behandlungspartners aber auch in die rechtlichen Rahmenbedingungen.
In allen Bereichen hat sich – zum Wohle des Patienten – sehr viel getan.
PD Dr. med. Peter Fellmer
Chefarzt
Klinik für Gefäßchirurgie
Ev. Klinikum Niederrhein Duisburg/Dinslaken
Stellv. Landesvorsitzender BDC|Nordrhein