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Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

"Passion Chirurgie" - Chirurgische Versorgung in Kriegszeiten 01-02/2023

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

trotz aller kritischen Betrachtung der aktuellen Gesundheitssysteme ist der langfristige Fortschritt in der Chirurgie weiterhin äußerst positiv zu beurteilen. Trotz alternder Bevölkerung steigen Überlebensraten und Lebensqualität nach Unfällen und bei tumor- und kardiovaskulären Erkrankungen beständig. Moderne interdisziplinäre, multimodale Therapieansätze sind sicherlich einer der Gründe, aber auch die Fortschritte in der chirurgisch-operativen Technik sind dabei keinesfalls zu vernachlässigen. Mit schnell weiterschreitender Spezialisierung innerhalb der Chirurgie, dem breiten Einzug minimalinvasiver OP-Techniken und hochelektiv vorbereiteten chirurgischen Eingriffen, ist für nahezu jedes Krankheitsbild individualisiert ein optimales Therapiekonzept verfügbar.

Die jetzt seit nahezu einem Jahr dramatisch geänderten politischen Rahmenbedingungen mit einem nicht für möglich gehaltenen weiträumigen Eroberungskrieg auf europäischem Boden haben aber auch im Gebiet der Chirurgie ein Umdenken nötig gemacht. Jetzt werden wieder ganz andere Qualitäten aktuell, die vielfach für schon überwunden angesehen wurden und kaum noch vorhanden sind. Noch vor wenigen Jahren war die „Einsatz- und Kriegschirurgie“ eher ein Nischenthema einzelner Arbeitsgruppen der Fachgesellschaften in denen sich für Militärchirurginnen und Chirurgen, sowie in Hilfsorganisationen Tätigen engagierten. Nachdem dieses Thema letztmalig 2012 in der Passion Chirurgie diskutiert wurde, ermöglichen die jetzt vorgelegten drei Beiträge einen informativen Überblick über die aktuellen Entwicklungen. Es ist dabei zu betonen, dass die geschilderten Anstrengungen zur Koordination der genannten Kurse und Lehrangebote ein Beweis der exzellenten Zusammenarbeit der chirurgischen und anästhesiologischen Fachgesellschaften und Berufsverbände darstellt. Eine Vielzahl von Individuen sind beteiligt und unterstützen diesen Weg teilweise seit Jahren intensiv und erfolgreich. Auch wenn sie in den Artikeln nicht namentlich erwähnt werden konnten, soll an dieser Stelle all denjenigen gedankt werden, die sich aktiv daran beteiligen, dass auch in Deutschland die erforderlichen akutchirurgischen Fähigkeiten in einem Ernstfall in ausreichender Qualität und Quantität zur Verfügung gestellt werden können!

Ein weiteres drängendes Thema wird in der Rubrik Panorama diskutiert: trotz aller Bemühungen kommt das Thema Organspende in Deutschland nicht messbar voran. Eine Katastrophe für alle Patienten und Angehörigen die derzeit in großer Zahl auf die lebensnotwendige Transplantation warten! Das Engagement darf nicht nachlassen, ggf. sind erneute politische Diskussionen nötig, um auch in Deutschland in diesem Thema dem Vergleich zu anderen europäischen Ländern standhalten zu können.

Sie sehen, die Themen gehen auch dieses Jahr nicht aus und ich möchte an dieser Stelle dazu aufrufen, sich auch selbst aktiv einzubringen und auf allen Ebenen die Initiativen der Fachgesellschaften und des Berufsverbandes zu unterstützen.

Ich hoffe auf Ihr Interesse bei der Lektüre des aktuellen Heftes und
verbleibe dem Wunsch für ein friedliches Jahr 2023

Ihr
Tim Pohlemann

Prof. Dr. med. Tim Pohlemann
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Sprecher des Wehrmedizinischen Beirats
UKS – Universitätsklinikum des Saarlandes
Homburg