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Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

Neue Leitlinie zu Weißem Hautkrebs - Bei Eingriffen im Gesicht zählt auch das ästhetische Ergebnis

Weißer Hautkrebs zählt zu den häufigsten Krebsformen, mehr als 150.000 Menschen erkranken daran jedes Jahr in Deutschland. Auslöser ist meist zu viel Sonneneinstrahlung, weshalb dieser Tumor besonders häufig im Gesicht auftritt. Eine neue Leitlinie verweist darauf, dass es bei operativen Eingriffen nicht nur auf die vollständige Entfernung des Tumors ankommt, sondern auch auf ein funktionell und ästhetisch angemessenes Ergebnis. Worauf Patienten achten sollen, wie sie weißem Hautkrebs vorbeugen und wie Behandlungsergebnisse aussehen können, erläuterten Experten auf einer Pressekonferenz anlässlich des 135. Kongresse der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH).

Weißer Hautkrebs, auch Basalzellkarzinom oder Basaliom genannt, tritt besonders häufig an lichtbeschienener Haut auf. Betroffen sind vor allem ältere Menschen sowie Personen, die freizeit- oder berufsbedingt viel Zeit im Freien verbracht haben wie etwa Landwirte oder Bauarbeiter. Liegt ein Tumor vor, ist eine vollständige chirurgische Entfernung des betroffenen Gewebes wichtig, zugleich aber auch der Erhalt aller Körperfunktionen sowie ein ästhetischer Wundverschluss. So regelt es eine neue Leitlinie, die kurz vor der Publikation steht. „Die Leitlinie hat zum Ziel, dass alle Patienten eine optimale Therapie erhalten“, sagt DGCH-Präsident Professor Dr. med. Jörg Fuchs.   

Dafür muss der Chirurg alle erforderlichen Techniken zur Wundversorgung beherrschen. Grund: Erst die Untersuchung des Pathologen zeigt, ob es gelang, den Tumor vollständig mit einem ausreichenden Sicherheitssaum zum gesunden Gewebe zu entfernen. „Es kann sich also kurze Zeit nach der Operation herausstellen, dass die Gewebeentfernung doch umfassender und weiträumiger erfolgen muss als zunächst angenommen“, erläutert Professor Dr. med. Dr. med. dent. Hans-Peter Howaldt von der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG).  

Um das so entstandene größere Loch ästhetisch ansprechend zu verschließen, kann eine aufwändigere plastische Rekonstruktion notwendig werden, die über das direkte Verschließen einer Wunde mit einer Naht hinausgeht. Zu diesen Techniken zählt unter anderem die sogenannte indische Nasenplastik – hierbei formen die Chirurgen aus Stirnhaut eine neue Nase. Oder sie verpflanzen einen Mikrolappen, ein Stück Haut, das mit anhängender Arterie dem Unterarm oder der Wade entnommen wird. „Damit verschließen wir eine größere Wunde am Hals oder am Gesicht, wobei dieses Transplantat seine Blutversorgung selbst mitbringt“, betont Howaldt, Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Justus-Liebig-Universität Gießen.  

Kommt es zum Einsatz derartiger Techniken, zählt nicht nur das ästhetische Ergebnis. Auch der Erhalt der körperlichen Funktionen ist wichtig. „Hautlappenplastiken sollen möglichst so transplantiert werden, dass die Schnitte entlang der Hautspannungslinien verlaufen und die ästhetischen Einheiten des Gesichtes respektiert werden, Augenlider problemlos geöffnet und geschlossen werden können, die Lippenbewegungen nicht beeinträchtigt sind“, erläutert Howaldt. Leiden Patienten unter einem lokal fortgeschrittenen Basalzellkarzinom, sollte vor Beginn der Behandlung ein Tumorboard eingeschaltet werden. „Dort klären verschiedene Disziplinen, ob im Einzelfall eine Bestrahlung, eine medikamentöse oder chirurgische Behandlung sinnvoll ist“, sagt der Chirurg.  

Damit es dazu gar nicht erst kommt, sind vorbeugende Verhaltensmaßnahmen dringend empfohlen. „Sich der Sonne ungeschützt längere Zeit direkt auszusetzen, ist tabu“, warnt Howaldt. So sollte man zwischen elf und vierzehn Uhr auf einen Strandbesuch verzichten oder sich unter einem Sonnenschirm aufhalten. Generell sei es sinnvoll, so Howaldt, einen Sonnenhut zu tragen. „Diese Maßnahmen gelten ganz besonders für Kinder, die auch noch nach Jahren verschiedene Formen von Hautkrebs in der Folge von zu intensiver Sonneneinwirkung und zu wenig Sonnenschutz bekommen können“, betont der Gießener Chirurg.  

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